Branchenleitfaden zum deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) für Weinbaubetriebe

Der Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) wurde im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz erstellt und abgestimmt mit dem Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex beim Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), Berlin
Inhalte:
Als Winzerin oder Winzer haben Sie die Möglichkeit, ihre Aktivitäten an den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung auszurichten und einen besonderen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung zu leisten.
Bevor Sie Ihren Betrieb nachhaltig machen, ist es erforderlich, dass Sie Ihre Unternehmensbereiche (z. B. Produktion, Einkauf, Personal, Marketing, Logistik) hinsichtlich ihrer ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Voraussetzungen und Auswirkungen analysieren, also eine Bestandsaufnahme machen.
Dieser Leitfaden soll Ihnen dabei helfen und Sie darüber hinaus in die Lage versetzen, selbstständig eine sogenannte Entsprechenserklärung nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) zu erstellen. Damit verbunden sind Einträge in eine beim DNK geführte Datenbank, die Sie zu vorgegebenen Themen vornehmen müssen. So entsteht ein digitaler Nachhaltigkeitsbericht, den Sie in aufbereiteter Form auch als Grundlage für die Kommunikation mit Ihren Kunden verwenden können.
Prof. Dr. Gerhard Roller / Dr. Desirée Palmes
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Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Weinbau

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung kann als ein zentrales Element einer konsequenten Unternehmensstrategie zur Umsetzung der gesellschaftlichen Verantwortung (Corporate Social Responsibility) angesehen werden. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Betrieben durch die Entwicklung weinbauspezifscher Nachhaltigkeitsaspekte und Indikatoren eine selbstständige Berichterstattung nach den Leitliniender Global Reporting Initiative (GRI) zu ermöglichen.
Der Prozess zur Identifkation wesentlicher Nachhaltigkeitsaspekte und -indikatoren erfolgt mittels Erhebungs- und Auswertungsmethoden
der qualitativen Sozialforschung in Form von Workshops, betrieblichen Vorortanalysen und Experteninterviews. Anschließend erfolgt die
zentrale Priorisierung der identifzierten Handlungsfelder und Nachhaltigkeitsthemen durch die Stakeholder mittels einer Wesentlichkeitsanalyse.
Eine weitere Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit der Biodiversitätserfassung und -bewertung für Rebland. Die Indikatorarten werden den Winzern als ein Instrument zur eigenständigen Erfassung der Biodiversität in den Weinbergen dienen und im Rahmen einer Nachhaltigkeitsberichterstattung herangezogen werden können.
Produktbezogener CO2-Emissionsrechner im Weinbau
Das Instrument des CO2-Fußabdrucks kann den Winzern wertvolle Hinweise auf Energie- und Treibhausgas-Einsparpotentiale geben. Durch eine effiziente Verarbeitung des Erntegutes kann die Weinwirtschaft in der Anbauphase, sowie in den weiteren Verfahren der Kellerwirtschaft, die durch einen intensiven Maschinen- und Energieeinsatz geprägt sind, zur Minderung der THG-Emissionen beitragen.
Im Rahmen zweier Studienarbeiten erfolgte die Bilanzierung für einen Riesling- und Spätburgunderanbau. Diese umfasste die gesamte Außenwirtschaft, beginnend bei der Pfropfrebenerzeugung über die Herrichtung der Jung- und Ertragsanlage bis zur Rodung der Altanlage. Alle kellerwirtschaftlichen Produktionsschritte vom Keltern bis zur Flaschenausstattung wurden ebenso erfasst wie die Vertriebswege der Weine. Die genauen Verfahrensabläufe aller fünf Lebenszyklusphasen wurden unter Beachtung der aktuell bestehenden Normen und Regelwerke bilanziert.
Die hierbei ermittelten Daten und Systemgrenzen der Studien bildeten die Grundlage für die Entwicklung des „CO2-Rechners“ in Form eines standardisierten Excel-Tools, um interessierten Winzern die Möglichkeit zu eröffnen, eigenständig einen produktbezogenen Kohlendioxid-Fußabdruck für ihre Weine zu ermitteln.
Tool zur Dokumentation kellerwirtschaftlicher Energieaufwendungen
Zwei im Vergleich zur EMAS-Verordnung und den internationalen Normen (DIN ISO 14001 oder DIN ISO 50001) „einfachere Systeme“ zur Verbesserung der Energieeffizienz bilden die sog. „alternativen Systeme zur Verbesserung der Energieeffizienz“. Zu diesen alternativen Systemen zählt das Energieaudit nach DIN EN 16247-1 sowie ein alternatives System nach Anlage 2 der Spitzenausgleich-Effizienzsystemverordnung (SpaEfV). Anzumerken ist, dass die alternativen Systeme nach der SpaEfV keine „normierten“ Managementsysteme im eigentlichen Sinne darstellen und somit nicht als zertifizierungsfähig gelten. Energieaudits nach DIN EN 16247-1 dagegen können als „echtes“ Managementsystem zertifiziert werden.
Sie helfen dennoch, den IST-Zustand des Energieverbrauches zu dokumentieren denn die Energiedatenerfassung gilt als wesentliches Element des Energiemanagements und bildet die Grundlage zur Verringerung des Energieverbrauchs. Der Gesamtenergie-verbrauch und der Energieverbrauch einzelner Anlagen und Geräte sollte regelmäßig ermittelt und dokumentiert werden. Damit wird das Bewusstsein für den Energieverbrauch geschärft, sodass Ansätze zur Energieeffizienz erarbeitet werden können. Nach der innerbetrieblichen Erfassung von Energieträgern und -verbrauchern sollte die Datengrundlage analysiert werden.
Um die Erfassung von Energieträgern und -verbrauchern für Weingüter zu optimieren, wurde ein Energieeffizienztool in Form eines Excel-Tools für die Kellerwirtschaft entwickelt. Die im Unternehmen eingesetzten Energieträger sowie die vorhandenen Energieverbraucher und Einsparpotenziale/durchgeführte Energiesparmaßnahmen können hiermit erfasst werden. In einer vergleichenden Gegenüberstellung können Veränderungen im Energiebedarf innerbetrieblich beurteilt werden.
Bei Interesse an einer kostenfreien Nutzung der Tools wenden Sie sich bitte an:
Dr. Desiree Palmes
E-Mail: d.palmes@th-bingen.de; Tel: +49 6721 409 810
ResWein Pro
Vom Prototyp zur Marktreife
Um Weingütern eine detaillierte Erfassung ihrer Stoff- und Energieströme zu ermöglichen entwickelten die Fachgebiete Umweltmanagement und Informatik des Hermann Hoepke Instituts der Technischen Hochschule Bingen gemeinsam mit Weinbaubetrieben, dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR-RNH), Datenschutzexperten und Maschinenherstellern das elektronische Datenerfassungs- und -bewertungssystem ResWein Pro. Das System bietet Winzern die Möglichkeit schnell und effizient die erforderlichen Daten zur Erfüllung von rechtlich gebotenen Dokumentationspflichten zu erfassen.
Das in der Entwicklungsphase (2017-2019) vom Bundesministerium Landwirtschaft und Ernährung (Projektträger: BLE) geförderte Projekt verfolgte das Ziel, die Ressourceneffizienz im Weinbau durch eine geodaten- und softwarebasierte Erfassung und Bewertung von Umweltwirkungen zu erhöhen.
Hierzu erfolgte auf Basis eines durch das Fachgebiet Umweltmanagement entwickelten weinbaulichen Kriterienkatalogs die Identifikation geeigneter Umweltaspekte und -indikatoren.
Die Grundlage zur Erfassung der erforderlichen Arbeitsgänge im Weinberg bilden die in der Webapplikation hinterlegten Karten sowie Flurstücke des Weinguts. Die Erfassung und Zuordnung von Arbeiten auf der Fläche erfolgt teilautomatisiert, indem auf Basis der GPS-Informationen des mobilen Gerätes eine automatische Zurechnung von Arbeitsgängen und -zeiten der bearbeiteten Fläche erfolgt. Das System umfasst ein umfassendes Stoffstrom- und Energiemanagement, eine betriebliche Nährstoffbilanzierung sowie ein Pflanzenschutzmanagement. Die Bewertung der betrieblichen Umweltperformance gliedert sich in ein betriebliches, beraterspezifisches und überbetriebliches Bewertungsmodell.
Das Vorhaben sah in der gesamten Entwicklungsphase eine stetige Integration der Praktiker vor. Workshops, Fachgespräche und Anwendertreffen dienten der fortlaufenden Revision mit den Betrieben.
Im Anschluss an die Entwicklungsphase erfolgte ab Frühjahr 2020-2022 mittels einer Anschlussförderung durch die Landwirtschaftliche Rentenbank eine Anpassung der prototypisch entwickelten Systemkomponente mit der auf Nachhaltigkeitslösungen spezialisierten Athenga GmbH am Markt, welche zukünftig die Bereitstellung, Pflege und Systemvermarktung (Support) übernimmt.
Der folgende Beitrag verdeutlicht die Entwicklung des Systems “ResWein Pro” hin zu der marktfähigen Webapplikation “Circum” für den Weinbau
Vom Prototyp zur Markreife =>